Review: Gurumin 3D: A Monstrous Adventure (3DS)
21. November 2016Das kunterbunte Action-Adventure Gurumin hat es, 12 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, nun auch auf den 3DS geschafft und ist dort so fröhlich und knuffig wie eh und je. Doch hinter der bunten Fassade und den “Boing”-Geräuschen beim Hüpfen, steckt ein cleveres Spiel, das nicht nur an längst verlorene Genres erinnert, sondern auch selbst so einiges zu bieten hat. Mehr dazu ihr im folgenden Testbericht.
Gurumin: A Monstrous Adventure gehört zu einem Genre von Videospielen, die inzwischen fast gänzlich von der Oberfläche verschwunden sind. Zwar scheint hier und da ein Rachet and Clank oder ein Knack einen neuen Versuch zu starten, die guten alten Action-Adventures zurück zu bringen, doch leider stets nur für kurze Dauer. Was genau Spiele wie Gurumin von modernen Action-Adventures unterscheidet, ist dabei schwer zu beschreiben. Zum einen ist es das Spielgefühl an sich, die Musik, Grafik und Atmosphäre. Diese Spiele fühlen sich meist wie klassische N64 3D Jump’n’Runs an, bestehen aber viel mehr aus Entdecken, Kämpfen, kleinen Rätsel und – wie in diesem Fall – auch Stadtabschnitten mit vielseitigen NPCs und Upgrade-Möglichkeiten. Der nächste Verwandte zu Gurumin (und eines meiner Lieblingsspiele) dürfte wohl Megaman Legends sein, das nicht nur im gleichen Look daher kommt, sondern dessen Kämpfe sich mit Lock-on und Auflade-Angriffen sehr ähnlich anfühlen.
Ist das womöglich der Grund, weshalb ich mich so in Gurumin verliebt habe? Weil es an einige meiner Lieblingsspiele erinnert? Ist es reine Nostalgie? Definitiv nicht – oder naja, ein bisschen vielleicht… Obwohl Gurumin natürlich mit Nostalgie punkten kann, bringt es auch selbst genug mit, um euch ein vollwertiges Abenteuer zu servieren.
Gurumin selbst hat übrigens bereits einige Jahre auf dem Buckel. Erstmals erschien es 2004 in Japan, auf dem PC, wo es weltweit erst 11 Jahre später ankam. Dafür gab es aber zwischenzeitlich bereits eine PSP Version und nun endlich auch den 3DS Port.
Mit dem 3DS, womöglich der einzigen Konsole, die noch für Spiele mit experimenteller, simpler oder “niedlicher” Grafik geeignet ist, hat Gurumin auch ein perfektes Zuhause gefunden. Die Steuerung erfordert nur wenige unterschiedliche Tasteneingaben. Springend, laufend und mit einem Bohrer bewaffnet, bewegt ihr euch durch die Level, könnt Geheimnisse entdecken, müsst Hindernisse überwinden und allerlei Gegner ausschalten. Euer Kampfbohrer kann die meisten Objekte in der Umgebung zerstören, geheime Wände zerbohren und Löcher graben. So gut wie immer ist das auch mit einer Belohnung verbunden. Euer Geld oder gesammelte Teile könnt ihr dann in der Stadt einsetzen, um neue Upgrades, Items und Fähigkeiten zu erhalten.
In Gurumin spielt ihr ein junges Mädchen namens Parin, das zu seinem Großvater nach Tiese Town zieht. Sehr groß ist der Stadtabschnitt leider nicht und bald werdet ihr nur noch hierher kommen, um gezielt in den Läden einzukaufen oder NPCs einen Gefallen zu tun. Neben Tiese Town gibt es jedoch die Monsterwelt und das (leider ebenso kleine) Monsterdorf, das es nach einem Angriff von Phantomen wieder aufzubauen gilt. Zuerst müsst ihr eure Monsterfreunde aber wiederfinden und ihnen dabei helfen, ihr Dorf wieder aufzubauen. Zum Dank schalten sie euch neue Bereiche auf der Karte frei – also neue Level, die ihr besuchen könnt.
Leider wird der Spielablauf etwas schnell durchschaubar und wie meisten Level sind nicht unbedingt das, was man als aufregend” bezeichnen würde. Da sich hinter jedem zerstörbaren Objekt auch Geld befindet, beginnt ihr eure ganze Umgebung zu zerbohren, bis kein Baum, Felsen und keine Säule mehr steht. Etwas unberührt zu lassen, fühlt sich einfach falsch an. Es wird zu einem Zwang. Die Kämpfe sind für gewöhnlich recht simpel, die verschiedenen Moves können aber etwas Abwechslung ins Geschehen bringen. Beispielsweise könnt ihr eure Gegner nicht nur am Boden bekämpfen, sondern ganz Devil May Cry-mäßig auch in die Luft werfen und dort zerlegen. Motivierend ist auch die Bohreranzeige, die sich bei jedem erfolgreichen Treffer füllt und euren Bohrer damit in drei Stufen stärker macht. Werdet ihr getroffen, sinkt die Anzeige wieder, was euch wiederum zu Ausweich-Moves motiviert. In Bosskämpfen wird das dann auch notwendig, denn dort sinkt eure Bohrer- und Lebensanzeige schneller, als ihr “Gurumin” sagen könnt.
Wo Gurumin aber voll punktet, ist eben doch sein Charme, die niedlichen Cutscenes, die Ohrwurm-verdächtige Musik, die Grafik, eben das ganze Drumherum. Als Spiel für unterwegs ist es erst recht geeignet, denn spielt ihr pro Sitzung einen Level, wird euch auch nicht so schnell langweilig.
Fazit: Gurumin 3D: A Monstrous Adventure ist genau die Art von Videospiel, die ich auf meinem 3DS gebraucht habe und von der es heutzutage leider viel zu wenige gibt. Es ist sympatisch, fröhliche und macht einfach gute Laune. Es ist ein spielbarer Anime, aber eben nicht die Art von Anime, in der man sich vor Blut und Gedärmen fürchten muss. Es erinnert auf ganzer Linie an die “Guten-Alten-Zeiten” und bringt dabei genügend motivierende Gameplay Elemente mit sich, um euch einige Zeit lang zu unterhalten. Etwas schade, dass die Städte nicht mehr Zeitvertreib bieten und insgesamt einfach zu klein sind. Auch die Level könnten etwas abwechslungsreicher gestaltet sein. Dass es sich wie eine Pflicht anfühlt, alles und jeden zu zerbohren, trägt leider auch nicht zum Spielspaß bei. Doch all das dämpft das Spielvergnügen nur ein kleines bisschen und so bleibt Gurumin ein Spiel, das ihr euch unbedingt ansehen solltet. – 80%
Vielen Dank an den Publisher Mastiff, der uns für diese Review einen 3DS Code zur Verfügung gestellt hat.