Review: Metal Gear Solid – Ground Zeroes

19. März 2014
Review: Metal Gear Solid – Ground Zeroes

Mit Ground Zeroes kommt ein kontrovers diskutierter Ableger der Metal Gear Solid Reihe auf den Markt. Warum alle Fans aufatmen dürfen und sich stattdessen auf ein großartiges Spiel freuen sollten, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Sparen wir uns langes Vorgeplänkel – ihr wisst ich bin ein riesiger Metal Gear Solid Fan. Für mich ist dieses Franchise allen anderen Spiele-Reihen meilenweit voraus, was sowohl an Story, Charakteren, als auch dem genialen Gameplay und nicht zuletzt den innovativen Einfällen von Hideo Kojima liegt. Es gibt so viel über Metal Gear zu sagen, dass ich eine komplette Podcastseite nur dafür gründen könnte. Stattdessen werde ich versuchen, mich so gut wie möglich auf Ground Zeroes zu beschränken. Auch auf die Kontroverse mit der Spiellänge und David Hayters Abwesenheit möchte ich hier nicht weiter eingehen. In beiden Fällen sehe ich weder ein Problem noch einen Grund für Streitigkeiten.
Metal Gear Solid: Ground Zeroes ist der Prolog für das 2015 erscheinende Metal Gear Solid V The Phantom Pain. Es setzt dort an, wo Peace Walker aufgehört hat – mit Big Boss und Kazuhira “Kaz” Miller, die nun gemeinsam versuchen, Paz und Chico aus einer Militärbasis zu befreien. Wieso, Weshalb, Warum – auch das möchte ich hier außen vor lassen. Der Anteil an Story, der in Ground Zeroes präsentiert wird, ist nicht sehr umfangreich und tatsächlich nur dafür da, die Voraussetzungen für The Phantom Pain zu setzen. Zwar sparen die wenigen Momente nicht an Intensität und Emotionalität, doch liegt hier ganz klar nicht der Kern von Ground Zeroes.
Das etwas andere Metal Gear Solid
 
Es ist wichtig sich genau darauf einzustellen, bevor man mit dem Spiel aus einem Laden geht. In Ground Zeroes werden die Prinzipien von Metal Gear auf ihre Essenz heruntergedampft. Ihr steht vor einer Basis, bereitet euren Einsatz vor indem ihr die Lage mit einem Fernglas auskundschaftet und dann geht es los. Wie ihr die Basis infiltriert, wie viel ihr erkundet und ob ihr schleichend oder ballernd hinein geht, ist ganz euch überlassen und es lohnt sich durchaus, verschiedene Wege auszuprobieren. Hier liegt ganz klar die Stärke von Ground Zeroes – in seiner Offenheit.
Zwar kann die kleine Basis noch nicht als Open World bezeichnet werden, Offenheit ist dennoch ganz klar der Fokus. Das gilt nicht nur für die, relativ kurze, Hauptmission, sondern auch für die folgenden Missionen, die etwas von der eigentlichen Story abweichen und zum Teil eigene Szenarien präsentieren, die aber nicht minder spaßig und spannend sind.
Ganz im Gegenteil – je nach Geschmack könnten die späteren Missionen dem einen oder anderen sogar mehr Spaß machen, als die anfängliche Hauptmission.
Also…vielleicht nochmal etwas weniger wirr ausgedrückt: man beginnt das Spiel mit der Mission ‘Ground Zeroes’, die den Prolog für The Phantom Pain darstellt. Ist diese absolviert, werden nach und nach eine handvoll anderer Missionen freigeschaltet, die sich eher um den Stützpunkt drehen, aber auch weitere Geheimnisse rund um Paz, Chico und einen seltsamen Mann mit verbranntem Gesicht offenbaren.
Das Storytelling in Ground Zeroes unterscheidet sich stark von den Vorgängern, was der eine oder andere Spieler womöglich als enttäuschend empfinden könnte. Dafür gibt es aber keinen Grund. Ein paar Cutscene sind immer noch vorhanden, der Rest wird über Funk (im Gespräch mit Miller) und in Form von Kassetten, die ihr auf einem Walkman anhören könnt, erzählt. Einige der Kassetten müssen erst durch eigene Anstrengungen gefunden werden, andere sind fester Bestandteil der Missionsziele. Für den Walkman können übrigens auch bis zu zehn eigene Lieder importiert werden.
Doppelter Jack(pot)
 
Kiefer Sutherland passt obendrein sehr gut in die Rolle des Jack alias Naked Snake. Agentenrollen mit Jack hat der gute Mann eben drauf…okay schon klar, als 24-Fanboy muss ich ja drauf stehen, aber ganz ehrlich: Herr Sutherland erfüllt seine Rolle großartig und verleiht dem, inzwischen gealterten, Big Boss eine etwas rauere und dadurch ältere Stimme. Insgesamt wurde dieses Mal wesentlich mehr Wert auf gutes Voice Acting gelegt. Selbst kleinere Gespräche zwischen einzelnen Soldaten sind gut vertont.
Das ist aber auch notwendig, denn Ground Zeroes legt entschieden mehr Wert auf Realismus, als seine Vorgänger. Das spürt man bis hin zu den kleinsten Bewegungsabläufen, von denen es nun auch einige mehr gibt. Die Leistung der Fox Engine ist auch auf der PS3 Version (die hier getestet wurde) voll spürbar. Einzig mit den Lense Flare-artigen Lichteffekten wurde ein wenig übertrieben. Als hätte Kojima ein paar Lehrstunden bei J.J. Abrams genommen. Aber wozu viele Worte über die Grafik verlieren, seht sie euch einfach an.
Die Atmosphäre in der kleinen Basis unterstützt ein insgesamt vorherrschendes Survival Gefühl. Zwar muss Big Boss keine Nahrung mehr aufnehmen oder auf seine Ausdauer achten, wie noch in Snake Eater, doch fühlen sich die Feinde sehr bedrohlich an und man versucht häufiger als sonst, auf dem Boden zu bleiben, um auch nicht gesehen zu werden.
Wir man dann doch mal erwischt, setzt das neue Feature – der Zeitlupen-Effekt (Reflex-bla) – ein. Wird man erwischt, bekommt man einige Sekunden Zeit, die Spürnase auszuschalten. Auch ansonsten wurde das Gameplay an vielen Stellen optimiert, die ich hier nicht im Einzelnen aufzählen möchte. (mehr dazu in diesem Video: TonysTrashTalk #6: Metal Gear Solid Ground Zeroes)
Einmal Agent sein!
 
Statt die neuen Feature und Gameplay Mechaniken einzeln aufzuzählen, möchte ich lieber noch einmal die Gelegenheit nutzen, ein wenig über das Spielgefühl zu berichten, das Ground Zeroes mit sich bringt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Stealth Spiele, wird die Situation eines Agenten, der kurz vor der Infiltration einer Basis steht, perfekt auf den Spieler übertragen. Ziel ist es nicht, von Zwischensequenz zu Zwischensequenz zu laufen, sondern einfach seinen Job zu erledigen und dann wieder zu verschwinden. Es hat in diesem Sinne mehr Ähnlichkeit mit den Hitman Spielen, nur dass die Missionsziele in Ground Zeroes noch stärker variieren können und nicht auf das ausschalten einer Person beschränkt sind. Manchmal bekommt ihr nur ein Foto oder einen anderen Hinweis zur Hand, um die Zielperson zu finden und …mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Wie viel Spaß ihr aus Ground Zeroes mitnehmt und wie viele Stunden ihr in dieses Spiel steckt, hängt wohl stark davon ab, wonach ihr in einem Metal Gear Solid sucht. Lasst ihr nie eine VR Mission aus und verbringt viel Zeit damit, Soldaten auf kreative Weise auszutricksen? Dann könnte Ground Zeroes euch gefallen. Habt ihr die Vorgänger stattdessen ausschließlich wegen ihrer ausgeklügelten Geschichte gespielt – dann werdet ihr in Ground Zeroes nur teilweise Befriedigung finden.
Für mich persönlich liegt die Faszination dieses Franchises sowohl in der epischen Geschichte, als auch im durchdachten Gameplay und Humor, aber vor allem an der Kreativität, Andersartigkeit und Innovation, die in jedem einzelnen Ableger steckt. Kein Metal Gear Solid ist wie das andere, aber jedes für sich ändert – mal mehr, mal weniger – die Art wie wir Videospiele wahrnehmen.
Fazit: Überraschung, Überraschung – Metal Gear Solid: Ground Zeroes ist tatsächlich ‘nur’ der Prolog eines viel größeren Spiels und bekommt deswegen auch keine Zahl im Namen, einen kleineren Preis und dementsprechend weniger Spielzeit. Dennoch ist Ground Zeroes eine Verbesserung der üblichen Spielweise in so ziemlich jedem Aspekt und ebnet damit den Weg für die Zukunft. Nur zwei Stunden Spielzeit? Von wegen! Ich habe schon zahlreiche Stunden in dieser Basis verbracht und weiß schon jetzt, dass viele weitere folgen werden. Dieses Spiel steckt voller kleinerer Überraschungen und Geheimnisse, die allerdings erst vom Spieler entdeckt werden wollen und nicht auf einem Silbertablett präsentiert werden. Ground Zeroes macht einfach Spaß und erzählt nebenbei eine kleine, aber rührende Geschichte. Es ist ganz klar ein Fortschritt und sollte auch als solcher anerkannt werden. – 90%
 
…puh, es gibt noch so viel über Ground Zeroes zu sagen. Mit dieser Review habe ich noch nicht einmal einen Bruchteil davon angerissen. Weitere Specials in Blog-, Video– und Podcastform dürft ihr in den folgenden Tagen erwarten.

von Tony M

Rubriken: Blog, Review

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*