Axiom Verge orientiert sich stark an der Metroid-Serie und könnte damit ein großes Loch in den Gamer-Herzen füllen, das Nintendo schon seit vielen Jahren offen gelassen hat. Ob Axiom Verge seinem großen Vorbild auch gerecht wird, verrate ich euch im folgenden Testbericht.
Kaum zu glauben, aber bei Axiom Verge handelt es sich tatsächlich um ein Ein-Mann-Projekt, entwickelt von Tom Happ. Klar, an der Oberfläche sieht das Spiel natürlich simpel aus, erinnert wie so viele Indie-Titel an 16bit Pixelgrafik und so weiter und so weiter. Doch hinter Axiom Verge verbirgt sich ein waschechtes Metroidvania oder Metroid-like, das es mit der direkten Vorlage “Super Metroid” aufnehmen kann – etwas das nur die wenigsten Indie-Metroidvanias von sich behaupten können.
Tatsächlich schafft es Axiom Verge, sich von seinen Konkurrenten abzuheben, die sich häufig aus mehreren Quellen bedienen und dadurch eine Mischung aus Castlevania, Metroid und Co entwickeln, die zwar oft Spaß machen, aber eben nicht so perfekt durchdesignt sind, wie man es von den großen Vorbildern gewohnt ist.
Axiom Verge wählt einen anderen Weg und bedient sich einfach ganz direkt bei der Metroidreihe, mit ihren düsteren Alienwelten und auf Fernkampf ausgelegten Auseinandersetzungen. Es ist ein Metroid-Klon, auch wenn das böse Wort “Klon” seine Kompetenz zu sehr herabstufen würde. Es füllt eine Lücke, die Nintendo zum Ärger seiner Fans seit Jahren nicht mehr zu füllen versucht hat.
Was ist eigentlich so besonders an Metroid? Und was sind diese Metroidvanias?
Um es kurz zu machen – der Begriff Metroidvania bezieht sich auf Spiele, die nach dem Vorbild von Castlevania Symphony of the Night entstanden, einem fantastischen Spiel, das es geschafft hat, die Tugenden der Metroid-Reihe ins Castlevania Universum zu bringen und mit Rollenspiel-Elementen anzureichern. Die Metroid-Reihe wiederum, hat solche Rollenspiel-Elemente zwar nicht, kann aber allein durch das Level-Design, den Aufbau der Welt und den Waffenupgrades überzeugen und motivieren. Das, was alle Metroid-likes und Metroidvanias verbindet ist, dass sie eine große, relativ offene Karte bieten, die zwar theoretisch von Anfang an begehbar ist, an vielen Stellen aber erst neue Fähigkeiten erfordert, damit sich neue Pfade und Abkürzungen öffnen. Sie sind wie ein großes Labyrinth, das der Spieler selbstständig Schritt für Schritt erkunden muss.
So funktioniert eben auch Axiom Verge. Es verzichtet auf die Rollenspiel-Elemente der Metroidvanias und orientiert sich vollkommen auf die Stärken des Metroid-Franchises. Aus der Seitenansicht, gilt es eine große Welt zu erkunden, immer wieder neue Hindernisse zu überwinden und Abkürzungen und Geheimpassagen zu öffnen. Das Backtracking, das in anderen Spiele-Genres gerne als Unwort und Kritikpunkt angebracht wird, ist bei diesem Spielprinzip ein wesentlicher Faktor: bekommt der Spieler eine neue Fähigkeiten, sollte er stets selbst motiviert sein, die ganze Karte erneut abzugrasen und nach neuen Wegen Ausschau zu halten.
Was euch von Zeit zu Zeit davon abhalten wird, euch allzu sehr auf der Karte austoben zu wollen, ist die Tatsache, dass diese Welt überaus tödlich ist. An vielen Ecken warten starke Gegner, die euch schnell die Lebenskraft rauben können. Das ist aber verkraftbar, wenn man als Spieler auf Herausforderungen steht. Störender könnte da schon sein, dass Gegner häufig auf kleinen Vorsprüngen und an Kanten stehen und deshalb mit den gegebenen Angriffsmöglichkeiten nur schwer erreichbar sind. Das zwingt euch oft dazu, aus einer sicheren Position auf sie zu feuern, was manchmal etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Einfacher gesagt – Manchmal können die Gegner ganz schön nerven.
Dennoch schafft es Axiom Verge, die Motivation weit oben zu halten, indem es euch häufig mit neuen Upgrades und Waffen ausstattet. Zuweilen kann das etwas überfordernd sein, da viele der Waffen nur in ihrer Reichweite oder Geschwindigkeit unterschiedlich sind. Ich selbst tendiere dann meist dazu, einfach weiter mit der Standardwaffe zu feuern und mich nicht mit irgendwelchen Experimenten abzugeben. Ein wirkliches Problem ist das aber nicht, schließlich kann sich jeder Spieler für seine eigene Spielweise entscheiden.
Auch die Zwischenbosse sind motivierend gestaltet, da sie anfangs zwar abschreckend wirken, sobald man ihren Schwachpunkt erkannt hat aber nur noch eine Fleißaufgabe sind. Ihr werdet selten vor der Situation stehen, dass ihr vollkommen an einem der großen Gegner verzweifelt.
Besonders gelungen sind die verschiedenen und einfallsreichen Upgrades. Mal bekommt ihr einen Bohrer, der euch mit roher Gewalt durch Wände bringt, ein anderes Mal ein Gerät, das für euch Glitches im System entschlüsselt und dadurch neue Passagen öffnet oder einen Kittel, der euch durch Wände schweben lässt. Alle Upgrades sind ans Setting angepasst und ihr werdet euch über jedes einzelne gleichermaßen freuen.
Auch der Soundtrack des Spiels ist stimmig und überzeugend und die Geschichte kann durchaus spannend sein, will man sich auf sie einlassen. Für einen ersten Eindruck von Axiom Verge, werft doch mal einen Blick auf meine mehr als einstündige Anspiel-Session. Da das Spiel leider keine Möglichkeit bietet, die Ingame-Lautstärke anzupassen, ist meine Stimme etwas leise zu hören.
Fazit: Axiom Verge orientiert sich erfolgreich an der Metroid-Formel und verpasst dieser mit einer großen Waffen-Auswahl und interessanten Upgrades noch eine ordentliche Motivationsspritze. Die Stimmung ist angenehm düster gehalten und insgesamt scheint das Spiel von vorne bis hinten durchdacht. Wer auf Metroid oder Metroidvanias steht, kann hier nicht viel falsch machen. Für mich ist Axiom Verge jedenfalls eines der Topspiele des Jahres – 90%