Review: The Caligula Effect (PSVita/TV)

4. Juni 2017
Review: The Caligula Effect (PSVita/TV)

“The Caligula Effect” ist ein JRPG voller Ambitionen und einer Vielzahl an Ideen. Das PSVita-exklusive RPG erscheint in einer Zeit, in der Sonys Handheld kaum noch mit Exklusivtiteln gesegnet wird. Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung? “The Caligula Effect” ist “Persona” ohne den Namen “Persona”. Geschrieben von Tadashi Sotomi, kann und will es diesen Vergleich auch nicht scheuen. Doch ob all diese vielversprechenden Voraussetzungen auch ausreichen, um aus “The Caligula Effect” ein tolles RPG zu machen? Ihr erfahrt es in der folgenden Review.

Als RPG hat das Spiel tatsächlich so einiges auf dem Kasten. Das Kampfsystem, in dem mehrere Moves aneinander gekettet werden, ist nicht nur solide, sondern erlaubt auch eine breite Spanne an Taktiken. Bereits bevor Angriffe ausgeführt werden, können die Aktionen des Kämpfers gewählt und das wahrscheinliche Ergebnis simuliert werden. Ist man damit zufrieden, bestätigt man den Angriff und es geht zur Sache. Das Ausmaß an Taktik gibt “The Caligula Effect” eine angenehme Tiefe und sollte auch andere JRPG-Macher inspirieren. Schade nur, dass es hier in einem bestenfalls mittelmäßigen Spiel verpackt ist. Denn abgesehen vom Kampfsystem wird das Spiel leider gebremst von einer unterirdischen Präsentation, Anime-Klischees und geht generell unter im Vergleich zum beinahe gleichzeitig erschienenen “Persona 5”.

Die Geschehnisse in “The Caligula Effect” finden in einer Welt namens “Mobus” statt. Stellt euch einfach die Matrix vor. Jeder der hier lebt, entspricht seinem idealen Selbst. Fans von japanischen Medien wird es nicht überraschen, dass dieses ideale Leben in einem perfekten Highschool-Leben stattfindet. Natürlich weiß keiner von ihnen, dass er in einer Scheinrealität lebt. Die einzige Ausnahme ist der Go-Home-Club, dem auch ihr euch bald anschließt. Denn wie sein Name schon sagt, wollen die Mitglieder dieses Clubs wieder zurück nach Hause. Erschaffen wurde die Welt übrigens nicht von einer mysteriösen Entität oder einem geheimnisvollen Programmierer, sondern einem quicklebendigen Pop-Idol. So scheint es zumindest.

Die anfänglichen Anime-Sequenzen erwecken gewisse Erwartungen, die das Spiel selbst leider nicht erfüllen kann. Grafik und Framerate erinnern an längst vergangene Generationen und sind selbst auf einem Handheld kaum vorzeigbar. Auch die Charakterdesigns wirken wie aus einem Baukasten zusammen gesetzt oder besser gesagt, in einem MMORPG erstellt. Besser sind da schon die Geschichten der einzelnen Charaktere, die zumindest nicht immer dem Anime-Klischee entsprechen, sondern häufig auch mal mehr in die Tiefe gehen. Denn “The Caligula Effect” hat seine eigene Version der, aus “Persona” bekannten Social Links. Jeder NPC kann angesprochen und schließlich angefreundet – vielleicht sogar mehr – werden. Das Voranschreiten auf dem Freundschaftsmeter fühlt sich jedoch mehr wie Arbeit an, denn er kann einfach doch mehrmaliges Ansprechen des Charakters erhöht werden. Nach einer Weile haben die NPCs dann keine Lust mehr zu reden, doch kommt ihr kurz danach wieder, kann der Freundschaftsmeter weiter fröhlich weiter gefüllt werden.

Die Vergleiche mit “Persona” sind übrigens nicht ganz zufällig. Nicht nur der Name Atlus, die das Spiel für uns in den Westen gebracht haben, stellt eine automatische Verbindung her. Auch war für das Writing Tadashi Sotomi verantwortlich, der als Scenario Writer in den ersten drei Teilen der “Persona”-Reihe involviert war: “Persona”, “Persona 2: Innocent Sin” und “Persona 2: Eternal Punishment”. Dass sich die Geschichte zu einem großen Teil mit psychologischen Problemen, mit Traumata und Pathologie beschäftigt, ist sicherlich auf sein Mitwirken zurückzuführen.

Fazit: “The Caligula Effect” ist ein vielversprechendes JRPG mit einer Vielzahl an tollen Ideen, doch kann es die Versprechen leider nicht gänzlich einlösen. Zu schwach ist die Präsentation, zu wenig sind die einzelnen Teile zu einem perfekten Ganzen zusammen geführt. Habt ihr nach Persona jedoch noch nicht genug von modernen Highschool-RPGs, ist “The Caligula Effect” sicher einen Blick wert, denn RPGs im modernen Setting kann es nicht genug geben. – 55%

Vielen Dank an Atus, die uns einen Review Code für The Caligula Effect zur Verfügung gestellt haben.
Titelbild: The Caligula Effect: ⒸAtlus

von Tony M

Rubriken: Blog, Review

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