Review: RPG Maker MV (PS4)

12. Oktober 2020
Review: RPG Maker MV (PS4)

15 Jahre ist es her, dass ein RPG Maker seinen Auftritt auf den Heimkonsolen gewagt hat. Mit RPG Maker 3 auf der Playstation 2 wagte man zum ersten und letzten Mal 3D Grafiken. Neuere Versuche, wie der RPG Maker FES auf dem 3DS halten sich dann doch lieber an die Vorgaben der beliebten PC-Version. Klar, dass man dennoch mit vielen Einschränkungen rechnen muss. Doch nun, während die PC-Community über den neuen, aber doch nicht so anderen RPG Maker MZ diskutieren, kann der Port des Vorgängers auf PS4 und Switch endlich als Erfolg verbucht werden. RPG Maker MV ist ein spaßiger, ausreichend komplexer und komfortabler Game-Maker für Konsolen.

 

Update 12.10.2020: Meine ursprüngliche Review für den RPG Maker MV fiel eigentlich sehr positiv aus. Die Gründe dafür könnt ihr auch weiterhin unter diesem Abschnitt lesen und ich stehe zu allen Punkten, was den Inhalt und den Spaß am Bauen mit diesem fantastischen Tool betrifft. Leider musste ich seitdem feststellen, dass die Playstation 4-Version von so massiven Problemen geplagt ist, dass ich derzeit von der Anschaffung nur Abraten kann. Nachdem es mir längere Zeit nicht möglich war, die Spiele anderer Nutzer herunterzuladen, schien dieses Problem zumindest vorerst gelöst. Was dafür weiterhin nicht funktioniert, ist der Upload. Ja richtig, es ist NICHT MÖGLICH das eigene Projekt für andere Nutzer zur Verfügung zu stellen. Nach über 20 Stunden RPG-basteln ist das Projekt also für die Katz. Liest man in Foren, scheint das Problem bereits seit der Erstveröffentlichung zu bestehen und nur wenige Nutzer können es umgehen. Die Liste der verfügbaren Spiele auf der Playstation 4 kann man an einer Hand abzählen. Auch scheint die Switch-Version nicht von solchen Problemen geplagt. Trotz längerer Ladezeiten ist diese also zu bevorzugen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Probleme möglichst schnell aus dem Weg geschafft werden. Andernfalls ist der RPG Maker MV auf der Playstation 4 nicht mehr als eine zeitfressende Mogelpackung.

 

Vor etwa einem halben Jahr testete ich meine Skills als Spieleentwickler an Media Molecules “Dreams” und scheiterte kläglich. Kein Wunder, wo mir doch selbst “Little Big Planet” ein zu großer Einstieg war. Okay ich gebe zu, das Zeug zum Entwickler scheine ich einfach nicht zu haben. Und trotzdem verbinde ich mit dem RPG Maker eine inzwischen etwa 13-jährige Freundschaft. Damals war VX gerade im Westen erschienen. Noch nicht offiziell, versteht sich. Zusätzlich zur gekauften japanischen Version musste eine Fanübersetzung installiert werden. Auf Steam waren die Tools noch längst nicht angekommen. Vorher hatte ich lange Foren gewälzt, die oft für XP und gegen VX argumentierten, aber der etwas leichtere Einstieg in VX konnte mich dann doch überzeugen. Das “Programmieren” mit RPG-Makern am PC ist zugleich komplexer, aber auch leichter. Sofern man die Community zu Rate zieht. Komplette Skripte, Art Assets und so weiter können einfach ins eigene Spiel kopiert werden. Zum Beispiel um aus dem statischen, Dragon Quest-ähnlichen Kampfsystem ein Actionsystem zu machen. Mit der eingebauten Programmiersprache ist beinahe alles möglich. Auch ist das Zeichnen der Karten, Eintippen von Dialogen und mehr viel leichter.

Trotz allem war ich von der Idee, auch auf Konsolen meine Spiele erstellen zu können immer begeistert. “Tenchu 2” war eines meines Lieblingsspiele auf der Playstation, da es mit einem eigenen Level Editor kam. Auf dem 3DS konnte mich der RPG Maker FES dennoch nie fesseln. Bestenfalls war ich motiviert genug, einige Spiele aus der Community auszuprobieren.

Umso überraschter war ich, dass RPG Maker MV auf der Playstation 4 durchaus ein gewisses Suchtpotenzial offenbarte. Natürlich muss man mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen. Eine Programmiersprache gibt es hier nicht und auch keine Community-Assets. Man muss mit dem Arbeiten, was das Spiel einem zur Verfügung stellt. Das Tutorial ist glücklicherweise sehr knapp und unterhaltsam gehalten. Man folgt einem kurzen Abenteuer während man immer zwischen Spielbildschirm und Editor wechselt, um dem Helden neue Wege freizumachen.

Der RPG Maker bietet zwei wesentliche Möglichkeiten das eigene Abenteuer zu gestalten. Das erstellen einer Map und das Platzieren und Verknüpfen von Events. Angenommen man baue dem Helden ein Haus mit zwei Etagen und seine Aufgabe ist es, aus der Truhe im Schlafzimmer ein Schwert zu holen. Auf zwei kleinen Karten baut man die Etagen des Hauses, dekoriert, baut Treppen, Türen und platziert den Helden innerhalb dieses Hauses. Aber wie führt die Treppe nun von einem Stockwerk ins andere? Wie lassen sich Türen und Truhen öffnen und wie fügt man das gesuchte Schwert dem Inventar hinzu? Woher weiß das Spiel, dass hiermit das Ziel erreicht ist? Für all diese Funktionen erstellt man sich kleine Skripte. Jedes wichtige Objekt kann ein Event sein, mit dem der Spieler auf eine vorgegebene Art interagiert. Am obersten und untersten Teil der Treppe ist ein kleiner, unsichtbarer Teleporter, der zur nächsten/vorherigen Etage führt. Und so weiter und so weiter.

Die verschiedenen Möglichkeiten sind sehr übersichtlich gestaltet. Für einfache Funktionen wie Türen gibt es außerdem auswählbare Schnellaktionen. Längere Spiele zu erstellen braucht viel Zeit, doch per Copy & Parte erspart man sich an vielen Stellen doppelte Arbeit. Auch das Eingeben von Texten funktioniert auf der Playstation 4 erstaunlich gut. Will man lange Dialoge im Kojima-Stil schreiben, wird man natürlich einige Zeit sitzen.

Die Navigation innerhalb der Menüfenster braucht etwas Eingewöhnung. Vor allem, weil diese nicht immer den gleichen Regeln folgen. Drückt man mal zu oft Kreis um einen Bereich zu verlassen und schließt dabei das ganze Menü, kann schon mal ein kompletter Dialog verloren gehen. Über weitere Menüs können Skills, Charaktere und vieles mehr erstellt werden. Ein Charaktereditor ist ebenfalls enthalten. Beeindruckend ist die große Auswahl an Musik / Sounds, sowie vorgegebenen Charakteren und Portraits.

Vieles deutet bereits auf eine große Zahl von DLC hin. Bleibt zu hoffen, dass die nicht ähnlich überteuert sind, wie beim RPG Maker FES. Will man Freunde die eigenen Spiele spielen lassen oder selbst nur Werke anderer Ersteller austesten, reicht der kostenlose Player im Playstation Store aus.

Der RPG Maker MV für Konsolen ist ein spaßiges Tool für Hobbyentwickler und (sorry für das Klischee) die, die es noch werden wollen. Er bietet genug Auswahl und Motivation um eigene kleine Abenteuer zu erstellen. Für ein episches RPG oder das nächste “To the Moon” sind die Möglichkeiten, Tiles und Navigation dann aber doch zu knapp geraten. Dafür ist der Einstieg unglaublich leicht und die Lernkurve angenehm. Ein tolles Tool um kleine Geschichten zu erzählen und einige Grundlagen des Programmierens zu lernen.

von Tony M

Rubriken: Blog, Review

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