Review: Yakuza Kiwami – Zurück zu den Wurzeln? Das Remake im Test

5. September 2017
Review: Yakuza Kiwami – Zurück zu den Wurzeln? Das Remake im Test

Das bereits zweite Yakuza in diesem Jahr, erzählt als originalgetreues Remake noch einmal die ersten Geschichten des Kazuma Kiryu und setzt damit die Handlung aus “Yakuza 0” fort. Zwei Ableger in einem Jahr, kann das wirklich funktionieren? Ihr erfahrt es im folgenden Test.

Originaltitel: Ryū ga Gotoku: Kiwami
Produktionsjahr: 2016
Entwickler: Sega
Publisher: Deep Silver
Veröffentlichung: 29.8.2017
Freigabe: ab 18

Ganze zehn Jahre verbringt der Yakuza Kazuma Kiryu im Gefängnis, nachdem er fälschlicherweise den Mord an seinem Boss Sohei Dojima gesteht. Das alles um seinen besten Freund Nishikiyama, den eigentlichen Täter, zu schützen. Kazuma wird vom Tojo Clan ausgeschlossen. Doch in seiner Abwesenheit hat sich viel getan und selbst Nishikiyama scheint sich verändert zu haben. Dem Tojo Clan wurden indes 10 Millionen Dollar entwendet und nun ist jeder auf der Suche. Und was hat die verschollene Kindheitsfreundin Yumi mit dem Ganzen zu tun? Schließlich war sie es doch, die Kazuma und Nishikiyama vor dem lüsternen Dojima retten wollten. Wie steht sie in Verbindung mit dem verschollenen Geld? Kazuma startet in eine veränderte Welt voller Fragen und muss sich in seinem neuen Leben zurechtfinden.

Seit dem ersten Erscheinen im Jahr 2005, brachte das “Yakuza”-Franchise mehr Ableger hervor, als es Jahre auf dem Buckel hat. Mit einigen Ausnahmen meist verankert im fiktiven Kamurucho, Tokio in der Gegenwart, folgen die Ereignisse dem Hauptcharakter Kazuma Kiryu und weiteren Weggefährten. Anfang des Jahres machte “Yakuza 0” dann erstmals einen Sprung in die Vergangenheit – von den Spin-Offs im feudalen Japan mal abgesehen – und zeigte einen jüngeren Kiryu. Gleichzeitig ebnete es damit den Weg für “Yakuza Kiwami”, besonders für Newcomer der Serie.

Denn “Kiwami” ist ein Remake des Originals in aktueller Grafik und erstmals außerhalb seines Heimatlandes mit original japanischer Vertonung. Für die ursprüngliche englische Vertonung des ersten Teils hatte sich SEGA nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sodass man die Neusynchronisation ab dem zweiten Teil aufgab. Die meisten Elemente des Originals, wie die Zwischensequenzen, wurden detailgetreu übernommen und glänzen dank der aktuellen, wenn auch selbst in die Jahre gekommene Engine der letzten Ableger. Die neue Dragon Engine des 6. Teils kommt in Kiwami leider noch nicht zum Einsatz. Dafür sind deutlich mehr Dialoge vertont als zuvor, wenn auch noch nicht alle. Vor allem Zufallsgespräche auf der Straße werden weiterhin nur in Text präsentiert, was aber nicht negativ auffällt. Auch die unterschiedlichen Zwischensequenzen gehen nun etwas unauffälliger ineinander über. Die Reihe wechselte schon immer zwischen schicken CGI-animierten Szenen und nicht weniger schönen Ingame-Zwischensequenzen. “Yakuza 0” fügte mit gelegentlichen animierten Standbildern sogar noch einen weiteren Stil hinzu, was die ständigen Wechsel noch konfuser und unangenehmer hervor hob. Darauf verzichtet Kiwami zum Glück, was wohl der Natur als originalgetreues Remake zu verdanken ist.

Was “Kiwami” aus “Yakuza 0” übernimmt, die sind die vier verschiedenen Kampfstile Kiryus, die  in etwa die wechselnden Charaktere aus “Yakuza 4” und “Yakuza 5” widerspiegeln. Ein Stil ist besonders schnell, ein anderer langsam aber kräftigt, usw. Des Weiteren wurde das “Kiwami” um zusätzliche Storyelemente ergänzt, die für weniger Verwirrung sorgen und außerdem einen besseren Anschluss zum Prequel “Yakuza 0” liefern sollen. Ganz so sauber ist das Storytelling noch immer nicht. Ein Rückblick innerhalb eines Rückblicks? “Yakuza” macht es möglich. Doch die Reihe triumphierte schon immer dank detailliert ausgearbeiteter Charaktere, einer verzweigten und stets spannenden Geschichte und ständig neuen Ideen.  Dazu ist “Yakuza Kiwami” wesentlich kompakter als die letzten Ableger der Reihe, die nach und nach an Länge zulegten. Die kurze Spielzeit des Originals erreicht es aufgrund der vielen Neuerungen allerdings nicht.

Selbst als großer Fan der Reihe muss man sich die allmählichen Ermüdungserscheinungen eingestehen. Kamurucho hat deutlich an Faszination verloren. Assets werden immer wieder verwendet und das Kampfsystem ändert sich nur marginal. Für Newcomer sind “Yakuza 0” und “Kiwami” ein perfekter Einstieg, für Serienveteranen womöglich etwas zu schlicht. Besonders das extrem vielseitige “Yakuza 5” weckte Erwartungen, die wohl erst in “Yakuza 6” wieder befriedigt werden können. Wer allerdings gerne zurück zu den Wurzeln will und auf die zahlreichen spielbaren Charaktere der Hauptreihe verzichten kann, der wird mit “Zero”, “Kiwami” und dem bereits neu angekündigten “Kiwami 2” sicher glücklich. Sie trösten außerdem darüber hinweg, dass die HD-Remakes für “Yakuza 1” und “Yakuza 2” nie außerhalb Japans veröffentlicht wurden. SEGA bedient Gegenwart und Vergangenheit gleichzeitig und ermöglicht endlich, die Reihe auch außerhalb Japans in ihrem besten Format zu erleben. Mit der neuen Dragon Engine steigt dann auch die Vorfreude auf “Yakuza 6” und “Yakuza Kiwami 2” wieder ins Unermessliche. Trotz der leichten Ermüdigungserscheinungen: Die “Yakuza”-Reihe ist eines der qualitativ hochwertigsten und am meisten unterschätzten Spielefranchises.

Fazit: Mit “Yakuza: Kiwami” ist es im Westen erstmals möglich, den ersten Teil der Reihe in seiner besten Version zu spielen – mit Originalvertonung und in zeitgemäßer Grafik. Als bereits zweites Spiel, nach “Yakuza 0” in diesem Jahr, erweckt “Kiwami” erste Ermüdungserscheinungen, denn die Yakuza-Formel hat in den letzten Jahren nur wenig geändert. Doch für sich selbst stehend, ist “Kiwami” wie immer eine tolle Mischung aus Spaß, spannender Story und tollen Charakteren. Bei einem Preis von knapp über 30 Euro bekommt man hier viel geboten.

Vielen Dank an die Kollegen von Deepsilver/Koch Media, die uns einen Review Code für “Yakuza: Kiwami” zur Verfügung gestellt haben.

 

von Tony M

Rubriken: Blog, Review

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